Wege aus der Stigmatisierung

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HRin Dr.in Andrea Schmon ​vom Sozialministeriumservice weiß um die besonderen Schwierigkeiten von Menschen mit psychischen Erkrankungen am Arbeitsmarkt. Das Sozialministeriumservice bietet hier vielfältige Unterstützung durch seine Neba-Maßnahmen wie Arbeitsassistenz und Jobcoaching oder durch genau zugeschnittene Qualifizierungsmaßnahmen. Im Gespräch mit dem Access Guide Magazin zeigt die SMS-Landesstellenleiterin Wien weitere Möglichkeiten der Integration auf.

Access Guide Magazin: Das Gesundheitssystem stellt im Vergleich zu physischen Leiden noch immer weniger Mittel für die Versorgung psychisch Kranker zur Verfügung. Wie könnte eine „Gleichstellung der Leiden“ verwirklicht werden?

Schmon: Indem Psychotherapie auf Kassenkosten nach ärztlicher Verschreibung und unter Kontrolle der Kasse erfolgen kann. Außerdem sollte der Ausbildung von PsychiaterInnen – v.a. im Jugendbereich – verstärktes Augenmerk geschenkt werden, um Versorgungslücken speziell am Land zu schließen.

Access Guide Magazin: Was kann die Politik dazu beitragen, dass psychische Erkrankungen nicht mehr als „Schande“ erlebt oder beurteilt werden?

Schmon: Die Politik könnte öffentlich darauf hinweisen, dass ein großer Anteil an Erkrankungen und auch Ursachen für frühzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben auf psychische Beeinträchtigungen zurückzuführen sind. Und sie kann Mittel zur Verfügung stellen, um Menschen zu unterstützen, gesund zu bleiben oder zu werden. Außerdem könnte sie die Rolle von Druck und Stress an der Entstehung von psychischen Erkrankungen hervorheben und ihre Ursachen bekämpfen. Zum Beispiel durch Senkung der Arbeitszeit oder Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen.

Access Guide Magazin: Psychische Erkrankungen stigmatisieren die Betroffenen immer noch. Warum ist das so?

Schmon: Psychische Erkrankungen machen Menschen Angst. Sie wissen nicht, was da auf sie zukommt und wie sie sich verhalten sollen. Und wenn Menschen Angst haben, reagieren sie oft mit Abwehr. Außerdem wollen manche Leute sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen und damit auch nicht in Berührung kommen. Was allgemein auf alle Themen wie Krankheit, Behinderung und Tod zutrifft, psychische Erkrankungen aber im Besonderen. Nur wenn Menschen in ihrem persönlichen Umfeld damit konfrontiert werden, beschäftigen sie sich damit und entwickeln Verständnis.

Access Guide Magazin: Die Ausgrenzung von Menschen mit psychischen Erkrankungen macht sich besonders in der Arbeitswelt bemerkbar. Wie könnten Unternehmen da zu einem Umdenken motiviert werden?

Schmon: Informationen können helfen. Aber auch Förderungen zur Abfederung von Leistungseinschränkungen haben einen Einfluss. Daneben ist es wichtig, dass Unternehmen Ansprechpartner wie die Arbeitsassistenz haben (und darum wissen), die da sind, wenn es zu Problemen kommt.

Access Guide Magazin: Wie kann ein Institut wie Phönix zur Integration von Menschen mit psychischer Erkrankung beitragen?

Schmon: Das Institut Phönix kann durch Qualifizierung, Information und Begleitung zu einer Integration beitragen.

Access Guide Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.

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