Alte Wunden

Pexels Sanej Prasad Suwal

Traumatische Erlebnisse wie Naturkatastrophen, Unfälle, körperliche Übergriffe oder sexueller Missbrauch können eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) auslösen. Zu den Symptomen zählen Flashbacks, Vermeidungsverhalten oder Übererregbarkeit. Bernd Pfeiffenberger erklärt, was aus therapeutischer Sicht dabei hilft.

Access Guide Magazin: Was genau ist eine Posttraumatische Belastungsstörung?

Bernd Pfeiffenberger: Menschen, die an einer PTBS erkrankt sind, leiden zum Beispiel an extrem belastenden Erinnerungen, Albträumen oder starken emotionalen und körperlichen Reaktionen auf Dinge, die sie an das Ereignis erinnern. Auslöser für PTBS sind außergewöhnliche Bedrohungssituationen. Dazu zählen Katastrophen wie Kriege, Terroranschläge, schwere Unfälle oder Gewalt- und Missbrauchserfahrungen. Naturkatastrophen, wie Erdbeben zählen auch dazu. Zerstörerische Erlebnisse dieser Art hinterlassen häufig Spuren in der Psyche und rufen bei vielen Menschen schwere Verstörungen hervor. Eine PTBS kann immer dann entstehen, wenn die seelische und körperliche Unversehrtheit bedroht wird.

Access Guide Magazin: Wie wird die Diagnose PTBS gestellt?

Bernd Pfeiffenberger: Im therapeutischen Gespräch tastet man sich vorsichtig an die belastenden Ereignisse heran. Besonders wichtig ist es eine therapeutisch tragfähige Beziehung zu erarbeiten, mit Einfühlungsvermögen auf die Person einzugehen und die Geschwindigkeit der Person zu respektieren. Auch wenn diese sich vorerst mit dem Thema noch nicht auseinandersetzen möchte. Im Vorfeld ist es auch wichtig, körperliche Erkrankungen auszuschließen. Zu den diagnostischen Kriterien einer PTBS zählen: Flashbacks, also anhaltende Erinnerungen oder Wiedererleben von Belastungen, immer wiederkehrende Albträume, aber auch das Vermeiden von bestimmten Umständen, die in irgendeiner Weise mit dem traumatisierenden Erlebnis in Zusammenhang stehen. Darüber hinaus können Erinnerungslücken in Bezug auf das traumatische Ereignis auftreten, erhöhte Erregung und Empfindsamkeit. Weitere Symptome können Ein- und Durchschlafstörungen, Reizbarkeit, Wutausbrüche, erhöhte Schreckhaftigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder permanente Wachsamkeit sein.

Bernd Pfeiffenberger © privat

Bernd Pfeiffenberger © privat

Access Guide Magazin: Wie erlebt sich ein Mensch mit PTBS?

Bernd Pfeiffenberger: Betroffene Menschen können unter Dauerdruck stehen und ein permanentes Gefahrerleben haben. Wenn Betroffene in der Arbeit Boss-Mobbing erleben, fühlen sie sich so extrem bedroht, dass sie die Arbeit aufgeben müssen, weil sie es nicht aushalten. Typisch ist ein Gefühl von ständiger Bedrohung oder dass überall Gefahren auf sie lauern. Das ist mit unterschiedlichen Gefühlen verbunden. Reaktionen auf Traumata können bis zur Derealisation oder Depersonalisation gehen. Das heißt, die Betroffenen erleben sich selbst oder ihr Umfeld als unwirklich, als würden sie außerhalb von sich selbst sein. In der Therapie braucht die Behandlung von PTBS sehr viel Geduld und Zeit. Die Krankheitseinsicht allein nützt nichts. Trotz Erlernen diverser Techniken fühlen sich die Betroffenen schuldig oder schämen sich, weil es ihnen so schwer fällt das Trauma zu überwinden. Der Verlust von Kontrolle ist ein sehr wesentlicher Faktor bei der Entstehung von PTBS. Nicht immer zeigen sich die Symptome aber in ihrer vollständigen Ausprägung.

Access Guide Magazin: Wohin können sich Betroffene wenden und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Bernd Pfeiffenberger: Hilfe findet man bei Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen oder klinischen Psycholog:innen oder Kriseninterventionseinrichtungen und Ambulanzen für Psychiatrie, Psychosomatik beziehungsweise Psychotherapie. Grundsätzlich sind alle therapeutischen Richtungen geeignet. Bei der personenzentrierten Psychotherapie liegt die große Stärke in der Arbeit an der Beziehung mit der Person. Betroffene brauchen Vertrauen und das entsteht aus der Beziehung. Es gibt auch speziell ausgebildete Traumatherapeut:innen. Was die Heilungschancen angeht ist es möglich eine PTBS zu überwinden. Das hängt freilich vom Schweregrad ab. Bei manchen ist die Belastung derartig groß, dass man da schwer rauskommt. Da hängt auch viel vom Umfeld ab, ob es Menschen gibt, die einen unterstützen und Ressourcen anbieten. Hoffnung gibt es immer.

Access Guide Magazin: Vielen Dank für das Interview.

Mag. Bernd Pfeiffenberger ist Personzentrierter Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision. Website Bernd Pfeiffenberger

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