Begegnung und Dialog

Dino Schosche @Michael Mazohl ALPHA plus

Im Rahmen der österreichweiten „Integrationswochen 2019“ finden noch bis 10. Mai über 250 Veranstaltungen im Zeichen der Vielfalt statt. Gemeinsam mit mehr als 200 teilnehmenden Organisationen sowie über 30.000 Besucherinnen und Besuchern aus allen Bundesländern, zeigen die Tage der Vielfalt bereits zum neunten Mal, wie bunt Österreich ist.

„Miteinander. Im Dialog!“ Unter diesem Motto eröffnete Projektinitiator Dino Schosche (im Bild) die Integrationswochen 2019. „Wir stellen die Vielfalt Österreichs in den Vordergrund und machen deutlich, dass an vielen Orten in unserem Land das funktioniert, worüber gerne diskutiert wird: Integration!“

In seiner Eröffnungsrede übte Dino Schosche Kritik an der aktuellen österreichischen Integrationspolitik: „Es ist eine Politik, die Integration behindert, die kein Mitgefühl zeigt und Probleme produziert, die sie zu bekämpfen vorgibt. Das gefährdet den langfristigen sozialen und gesellschaftlichen Frieden in unserem Land. Eine gute Integrationspolitik versucht nicht, Einwanderinnen und Einwanderer in „richtige“ Österreicher zu verwandeln, sondern ist vielmehr das Zusammenführen einer zunehmend heterogenen Gesellschaft. Menschen mit Migrationshintergrund müssen das Gefühl haben, dass sie hierhergehören. Aber wir sind heute leider weiter davon entfernt als früher“.

Tendenziöse Berichterstattung

Mitschuld an dieser Entwicklung seien auch die Boulevardmedien, die das Bild der nicht funktionierenden Integration verbreiten: „Diese Blätter sind voll von Berichten über serbische Diebesbanden, afrikanische Drogenringe und kriminelle Flüchtlinge. Die Migrantinnen und Migranten sind leider zum Kollateralschaden der sinkenden Printauflagen geworden“, so Schosche. Denn leider sei es nicht nur leichter, solche Zeitungen mit Angst und Hass zu verkaufen, sondern „mit einer solchen Blattlinie ist es zudem leichter geworden, die Inserate vieler öffentlicher Institutionen zu bekommen. Und als ob das nicht schlimm genug wäre, finanzieren auch Steuerzahlerinnen und Steuerzahler mit Migrationshintergrund mit ihrem eigenen Geld teilweise Hetze, die sich gegen sie selbst und ihre Familien richtet“, kritisiert Schosche. Ein Teil der österreichischen Medienlandschaft produziere immer noch das stereotype Bild, dass Migrantinnen und Migranten – auch wenn sie bereits seit zwei Generationen in Österreich beheimatet sind – immer noch integriert werden müssen.

Jenseits der politischen Parolen, Wahlkämpfe und reißerischen Zeitungsüberschriften funktioniere das gesellschaftliche Zusammenleben aber sehr gut. Um das zu beweisen, brauche es keine Umfragen oder Statistiken. Es reiche auch eine Prise logischen Menschenverstands. „Hier in Wien sprechen wir mittlerweile über 200 Sprachen und den Großteil der Bewohnerinnen und Bewohner unserer Stadt machen Menschen mit Migrationshintergrund aus. Zeitgleich ist die Stadt Wien laut vielen Umfragen und Studien eine der lebenswertesten Metropolen der Welt. Das wäre nicht so, hätten wir Parallelgesellschaften und damit ein großes Integrationsproblem“, erklärt Schosche.

Menschlichkeit im Fokus

Im Rahmen der Eröffnungsgala wurden auch die „MigAwards 2019“ vergeben. Dieser Preis zeichnet Personen, Projekte und Organisationen aus, die sich für die Partizipation von Migrantinnen und Migranten einsetzen und vergibt einen Negativpreis für jene, die genau das Gegenteil machen.

Als Persönlichkeit des Jahres wurde heuer Christian Konrad gekürt, der die Zivilgesellschaft „Menschen.Würde.Österreich“ gegründet hat. Durch diese Plattform verschafft er Integrationsinitiativen, Einzelpersonen und NGOs mehr öffentliches Gehör. Projekt des Jahres wurde „#meinaufstehn“, ein Verein zur Förderung zivilgesellschaftlicher Partizipation. In der Kategorie „Bildung und Soziales“ gewann die „Brunnenpassage“, ein Treffpunkt für Menschen unterschiedlichster Herkunft, die bei Kunstprojekten mitwirken und sich dabei kennenlernen können. In der Rubrik „Wirtschaft und Arbeit“ wurde „Shades Tours“ ausgezeichnet, das Projekt organisiert bewegende Touren und Aktivitäten in Wien zu gesellschaftlichen und polarisierenden Themen (Asyl, Behinderung, Obdachlosigkeit). Unter den „Medien“ wurde „das biber“ gekürt, eines der wenigen Magazine in Österreich die direkt aus der multiethnischen Community heraus berichten.Den Preis für die „Sackgasse 2019“ erhielt Gottfried Waldhäusl, der niederösterreichische FPÖ-Landesrat machte mit vielen negativen Äußerungen zum Thema Flüchtlingspolitik auf sich aufmerksam.

Alle Events der „Integrationswochen 2019“  gibt es hier.