Hoffen und Bangen

Nils Spitzer Pressefoto honorarfrei

Ungewissheit ist überall, im Kleinen wie im Großen: Ist die Herdplatte wirklich ausgeschaltet? Habe ich nächstes Jahr noch einen Job? Wird es am Wochenende regnen? Der deutsche Psychotherapeut Nils Spitzer beschreibt in seinem aktuellen Buch, wie eine geringe Toleranz gegenüber Ungewissheiten Menschen belasten kann, wenn sich solche Ungewissheiten häufen. Und er zeigt Methoden, die eigene Ungewissheitstoleranz zu erhöhen, um hier besser gewappnet zu sein.

„Die meisten Menschen wünschen sich eine verlässliche Welt, eine Welt ohne unvorhersehbare Risiken. Zwar gibt es auch die schönen Ungewissheiten – nicht zu wissen, wie ein Film oder ein Spiel ausgeht ist eher angenehmer Nervenkitzel als beunruhigende Erfahrung. Trotzdem herrscht insgesamt eher eine allgemeine Risikoscheu. Das Ungewisse lässt sich nur leider nicht komplett vermeiden. Alle Menschen stehen täglich vor einer komplizierten Herausforderung: Wie ist ein angenehmes Leben möglich in einer ungewissen Welt?“, schreibt Nils Spitzer im Vorwort zu seinem Buch. Die Fähigkeit, sich mit dem Ungewissen zu arrangieren, sei dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt: Manche Menschen werden damit recht gut fertig, andere wiederum fühlen sich durch ungewisse Umstände schnell bedroht. Sind die Schwierigkeiten im Umgang mit dem Ungewissen sehr stark ausgeprägt, dann spricht man in der Psychologie von einer „Intoleranz gegenüber Ungewissheit“. Davon handelt das Buch Spitzers. Der Autor zeigt auch Lösungsmöglichkeiten auf.

Bei einer geringen Ungewissheitstoleranz leiden die Betroffenen in ungewissen Situationen unter quälenden Ängsten, ausgeprägtem Sorgenmachen und anstrengendem Vergewisserungsverhalten. Sie betreiben z. B. eine endlose Informationssuche, wo eigentlich schnelle Entscheidungen gefragt sind, sie sichern sich bei anderen durch ständiges Fragen ab oder fahren eine unbekannte Strecke bereits vorher mehrmals mit dem Auto ab. Auch die Liste psychischer Erkrankungen, die mit Intoleranz gegenüber Ungewissheit verbunden sind, wird immer länger: Die generalisierte Angststörung und die Zwangsstörung sind nur die beiden bekanntesten Beispiele. Schließlich zeigen chronische körperliche Krankheiten mit ihrem oft sehr ungewissen Verlauf ebenfalls, wie essentiell die Fähigkeit ist, mit dem Ungewissen gut koexistieren zu können.

Schritte ins Ungewisse

Der Ratgeber Jens Spitzers informiert über den neuesten Stand der psychologischen Forschung zum Umgang mit ungewissen Situationen und beantwortet Fragen wie: „Welche unterschiedlichen Formen gibt es?“ oder „Wie hängen diese mit körperlichen und seelischen Belastungen bis hin zu psychischen Krankheiten zusammen?“ Das Buch bietet aber vor allem ein detailliertes Selbsthilfeprogramm, um die eigene Intoleranz gegenüber Ungewissheit zu überwinden. Zum Abschluss finden sich zudem noch Überlegungen und Übungen, die über eine gut ausbalancierte Ungewissheitstoleranz hinausgehen und alternative Haltungen bezüglich des Ungewissen zum Ausprobieren anbieten.

Dieser Ratgeber zeigt das schwierige gesellschaftliche Zusammenspiel von neuen Freiheiten und Ungewissheiten –  er bietet Möglichkeiten, einen besseren Umgang mit dem Ungewissen zu finden. Vorgestellt werden zudem drei hilfreiche Haltungen, Ungewissheit nicht bloß gut auszuhalten, sondern das Ungewisse als Genuss oder als Abenteuer nehmen zu lernen oder ihm mit Resonanz zu begegnen. Das Buch ist im Springer Verlag erschienen und richtet sich an Betroffene, Psychotherapeut*innen und Interessierte.