Technikwissen gefragt

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Die aktuelle Bildungsbedarfsanalyse bestätigt den anhaltend großen Bedarf an TechnikerInnen. „Wer über eine solide Ausbildung verfügt, findet auch künftig gute Karrierechancen in den Wiener Unternehmen vor“, sagt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer (WK) Wien. Für die Bildungsbedarfsanalyse 2019 hat Makam Research 1000 der größten Wiener Unternehmen mit 65.000 MitarbeiterInnen befragt, wie sie die Entwicklung der Nachfrage nach AbsolventInnen der verschiedenen Schulformen einschätzen. Die WK Wien führt diese Studie im Zweijahresrhythmus durch. Am 4. November wurde sie gemeinsam mit Wiens Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky in der Vienna Business School Schönborngasse präsentiert. „Vor allem für TechnikerInnen bleiben die Berufsaussichten hervorragend“, fasste Ruck ein zentrales Ergebnis der Analyse zusammen. In den nächsten drei bis fünf Jahren suchen die Wiener Betriebe insgesamt 12.400 TechnikerInnen – und zwar aus allen Ausbildungswegen.

Mehr Praxisbezug und Wirtschaftsnähe

In der Befragung wurden die Betriebe auch nach ihren Verbesserungswünschen an die Ausbildungseinrichtungen gefragt. Das Ergebnis: Die Betriebe wünschen sich mehr Praxisbezug und Wirtschaftsnähe in der Ausbildung – und zwar quer über alle Schul- und Hochschulausbildungen. Die Lehr- und Studienpläne müssen sich stärker an der Arbeits- und Lebenswelt orientieren, sagte Ruck dazu. „Nur so kann die Ausbildung in Schulen und Hochschulen mit den Anforderungen der Wirtschaft Schritt halten.“

„Die vorliegende Studie der Wirtschaftskammer Wien zeigt sehr deutlich, wo der Bedarf der Wiener Wirtschaft liegt: Sie wünschen mehr Technikerinnen und Techniker und vor allem mehr Schulen und Ausbildungsplätze mit Praxisbezug“, betonte Wiens Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky.

Die Gruppe der 15- bis 19-Jährigen wird in den kommenden 15 Jahren in Wien um rund 10.000 Jugendliche wachsen. „Für diese Jugendlichen braucht es Ausbildungsplätze vor allem auch in berufsbildenden Schulen: Die letzte große Erweiterung einer HTL war vor knapp 20 Jahren die HTL Rennweg. Eine komplett neue HTL hat in Wien zuletzt vor über 30 Jahren in der Ungargasse eröffnet“. Wenn Jugendliche keinen Schulplatz finden und keine am Arbeitsmarkt brauchbare Ausbildung machen können, führe der Weg direkt in eine steigende Jugendarbeitslosigkeit.

Ausbildungsreife der Schulabgänger sicherstellen

Die Lehrlingsausbildung ist und bleibt für die Wirtschaft eine wichtige Schiene, um qualifizierte Fachkräfte heranzubilden. Die Analyse zeigt aber auch, dass Betriebe immer wieder über das unzureichende Bildungsniveau der Bewerber klagen. Im vergangenen Jahr konnte ein Fünftel aller ausbildenden Betriebe nicht alle offenen Lehrstellen besetzen – hochgerechnet sind das bis zu 600 Lehrstellen. Ruck ortet Defizite bei den Grundkompetenzen und erneuert die Forderung, die Ausbildungsreife der Schulabgänger sicherzustellen. „Positive Effekte aus der bestehenden Ausbildungspflicht müssen verstärkt werden“, betonte auch Czernohorszky. Denn einem Jugendlichen, der das Schulsystem ohne Ausbildung und gefestigte Grundkompetenzen verlässt, bleiben viele Türen verschlossen.

Arbeitswelt wird durch die Digitalisierung verändert

Auch die Auswirkungen der Digitalisierung wurden abgefragt. 86 % der Wiener Unternehmen fühlen sich davon betroffen – je größer, umso stärker. Hohen Einfluss erwarten sie von den Themen Informationsgenerierung, Datensicherheit und Digitalisierung der Arbeitsprozesse. Das wird auch zu Änderungen an die Anforderungen an die MitarbeiterInnenkompetenz führen. „Digitale Kompetenzen werden noch stärker zum Schlüsselfaktor. Deshalb ist es wichtig, dass die Vermittlung von E-Skills in allen Ausbildungswegen gestärkt wird“, betonte Ruck. Die gesamte Bildungsbedarfsanalyse 2019 gibt es hier.