Das innere Immunsystem

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Momentan arbeitet die Redaktion des Access Guide Magazins vom Home Office aus. Im Projekt „Logbuch C“ schreiben wir gegen die Krise an und berichten einmal wöchentlich aus unserem Alltag daheim. Für den neunten Teil der Serie haben Andi und Michi Thomas Brezinas Buch „Auch das geht vorbei“ gelesen.

„Plötzlich wirft es uns aus allen Bahnen. Das komplette Leben wird auf den Kopf gestellt. Kein Sozialkontakt, keine Unternehmungen. Unis, Schulen, Veranstaltungen – alles fällt aus. Soziales Leben wird auf ein Minimum reduziert. Viele kämpfen jetzt um ihre Existenz. Viele haben Angst, um sich und ihre Liebsten.

Ein Virus streicht durch unsere Straßen. Er ist unsichtbar, man kann ihn nicht sehen, riechen. Merkbar wird er aber erst, wenn sich Symptome zeigen. Manche tragen das Virus asymptomatisch, manche in Form einer Verkühlung. Manche bekommen aber auch schwere Symptome und Verläufe, die oft auch zum Tod führen können.

Was kannst du als Person also gegen deine Angst tun? Wie realistisch sind deine Ängste? Schürst du deine Angst tagtäglich unbewusst? Die Engländer haben eine gute Erklärung, wofür Angst eigentlich steht. Und diese Erklärung gefällt mir verdammt gut. Das Englische Wort für Angst ist Fear. F – False, E – Evidence, A – Appearing, R – Real. Falsche Fakten die echt wirken.

Ein paar Fragen, die die Angst kleiner werden lassen: 1. Was ist es genau, wovor ich mich fürchte? 2. Was wäre das schlimmste , das passieren kann? 3. Ist die Sache vielleicht gar nicht so schlimm, wie ich sie mir denke? 4. Wie realistisch ist es, dass es eintritt?

Wir können keine Garantie dafür geben, dass unsere Antworten die Angst mindern. Aber einen Versuch ist es trotzdem wert. In einem dunklen Zimmer wie versteinert zu stehen bereitet Angst, ist schlimm. Den Weg zum Lichtschalter wagen braucht Mut. Aber der Weg lohnt sich. Warum? Im Licht kann man viel besser sehen und Dinge erkennen.

Zur Angstbewältigung könnte man zum Beispiel Musik Playlists erstellen. Musik, die wir gerne hören macht uns glücklich und kann aufbauend wirken. Eine Playlist oder einen Ordner mit den Lieblingsstücken zu erstellen kann also angstlösend wirken. Wenn wir die „Zufällige Wiedergabe” aktivieren, gewöhnen wir uns nicht zu sehr an die Reihenfolge der Songs.

Auch in Zeiten des Corona Virus ist Humor eines der wichtigsten Dinge. Ob allein, zu zweit oder als Familie. Gönn dir ganz bewusst einfach mal etwas Spaß. Die momentanen Umstände, die durch den Virus eingebrochen sind, benötigen solche. Hab ich ein Lächeln im Gesicht? Kann ich wieder selbst lachen? Kann ich vielleicht die ganze Situation nun ein bisschen lockerer sehen? Ja. Und dieses „ein bisschen lockerer sehen” ist der Trick an der ganzen Sache. Lockerer sehen bedeutet allerdings nicht, dass du jetzt dein normales Leben weiter führst. Nein, aber du läufst nicht mehr als trauriger Knopf durch die Welt.

Drei Minuten Jammern. Wir kennen es doch alle, jammern kann auch mal gut tun. Drei Minuten jammern als therapeutisches Mittel ist absolut erlaubt. Denk dran: Wenn jemand etwas loswerden will, dann ist es in diesem Moment schlimm. Also spar dir vielleicht die Kommentare und hör einfach nur zu. Nur Drei Minuten! Danach gilt es, die letzten 3 Dinge zu erzählen, die Freude bereitet haben. Das funktioniert auch super am Telefon, um die anderen zu schützen und dennoch sozialen Kontakt zu halten.

Und jetzt kommen wir zum letzten Punkt, der dich auf positive Gedanken bringen soll. Du nimmst den Ersten Buchstaben des Alphabets und denkst nach, was dir Freude bereitet und mit A anfängt. Das führst du fort, bis du bei W angelangst. Es ist eine schwierige Aufgabe, die dich aber von deinen Angst-Gedanken befreien wird.

Thomas Brezinas Buch Auch das geht vorbei finde ich, Andi, in einigen Hinsichten sehr hilfreich dabei, einen anderen Blick auf die aktuelle Situation zu bekommen. Es waren ein paar gute Beispiele zu finden, die einem helfen die aktuell herrschende Angst wenigstens für eine Zeit lang zu vergessen. Ich kann nur jedem raten sein Lächeln nicht zu verlieren, nicht nur um sich selbst zu helfen mit der Situation umzugehen sondern auch anderen, weil ein herzliches Lächeln auch Trost spenden kann. Permanent gegen die Situation anzukämpfen kostet uns viel mehr Kraft als sie zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen. Wir können die Zeit auch sinnvoll nutzen um einiges, was wir uns schon lange vorgenommen haben zu erledigen – ob es jetzt ein gutes Buch ist, ein schöner Film, ein Spiel oder ob wir uns künstlerisch ausleben spielt keine Rolle. Ich will damit die Lebenslage in der wir uns gerade befinden nicht verharmlosen. Ich wünsche mir wie auch wahrscheinlich alle anderen den ursprünglichen Alltag, Routine und Freiheiten zurück aber auch diese Krise wird vorbeigehen.

Ich, Michi, finde, dass  manche Dinge aus dem Buch gut gegen die Angst anzuwenden sind, die viele beherrscht. Außerdem gibt es noch einmal einen anderen Blickwinkel auf Situation. Speziell gefallen hat mir die eingangs erwähnte englische Definition der Angst. Die Stelle in dem Buch, wo er jeden, der die momentane Situation nicht als schrecklichen Schlag empfindet, als „abgestumpftes, gefühlloses, hirnloses Wesen” betitelt gefällt mir allerdings nicht. Für mich ist das nämlich kein keinesfalls so – genau genommen bin ich einfach nur in meine soziale Isolation von vor einem Jahr zurück gerutscht. Was ich aber dennoch jedem empfehle ist, den Humor nicht zu verlieren, die Situation wird wieder besser.  Permanent als trauriger Knopf durchs Leben zu schreiten, macht die Lage für einen selbst nicht besser. Was ich jedem noch ans Herz legen kann ist die Musik, die jeder gerne hört – für mich persönlich macht Musik selbst die größte Wunde aushaltbar”.