Durchwachsen

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Ein Großteil der Betriebe ist von den wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Krise unmittelbar betroffen, trotzdem herrscht vielerorts Optimismus. Das ergab eine aktuelle Umfrage, die der Kreditschutzverband in Zusammenarbeit mit Marketagent im Rahmen des dritten Austrian Business QuickCheck zum Ende des zweiten Lockdowns im Dezember 2020 durchgeführt hat. Rund 600 Unternehmen wurden dabei zu den unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Krise auf ihren Betrieb befragt.

Das vergangene Jahr hatte für die heimische Wirtschaft so manche unliebsame Entwicklung parat. Ungeachtet dessen wird das Jahr 2020 von 60% der befragten Betriebe grundsätzlich positiv bewertet. Darüber hinaus starten rund drei Viertel der Unternehmen mit einer positiven Erwartungshaltung ins neue Jahr. Weiters rechnet mehr als ein Viertel der Befragten mit einer Entspannung der wirtschaftlichen Lage frühestens im 3. Quartal 2021 – ebenso viele erwarten diese für 2022. Als größte Sorge wird weiterhin die „Unsicherheit, wann die Covid-19-Krise endet“ gesehen.

Die Corona-Krise hat in Österreich nicht nur zu dramatischen Umsatzeinbußen geführt, sondern sie macht eine klare Zukunftsprognose nach wie vor äußerst schwierig. Während 60% der Befragten das vergangene Jahr trotz wenig erfreulicher Begleitumstände insgesamt positiv bewertet haben, sehen es 40% deutlich negativer, 13% davon „sehr negativ“. Zudem zeigen die Ergebnisse der KSV1870 Umfrage, dass die wirtschaftlichen Konsequenzen der ersten beiden Lockdowns für rund ein Drittel der Unternehmen gleich negativ ausgefallen sind. Für ein Viertel fiel der zweite Lockdown weniger dramatisch aus als der erste, während Lockdown I und II für 17% der Betriebe keine finanziellen Auswirkungen zur Folge hatten. 8% berichten, dass sich die beiden Lockdowns durchaus positiv auf ihre Finanzen ausgewirkt haben.

Trotz der Ereignisse im vergangen Jahr bewertet die heimische Wirtschaft die eigene Stimmungslage in Richtung 2021 mehrheitlich (75%) positiv. „Das Glas wird seitens der heimischen Wirtschaft weiterhin als halbvoll betrachtet. Diese Herangehensweise müssen sich die Betriebe beibehalten, um 2021 wieder voll durchstarten zu können“, erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO des KSV1870. Etwas mehr als die Hälfte geht von einer Entspannung der wirtschaftlichen Situation im Laufe des Jahres aus – 27% erwarten diese jedoch frühestens im 3. Quartal 2021. Weitere 27% richten ihren Blick hoffnungsvoll ins Jahr 2022, während 11% davon überzeugt sind, dass es frühestens 2025 zu einer wirtschaftlichen Entspannung kommen wird.

Hohes Armutsrisiko

Weniger optimistisch zeigt sich die Arbeiterkammer Wien. Sie nimmt angesichts der aktuellen Arbeitslosenzahlen einmal mehr die Regierung in die Pflicht: „521.000 Menschen sind mittlerweile ohne Beschäftigung, das ist ein Höchstwert der alle Alarmglocken schrillen lässt“, zeigt sich AK Präsidentin Renate Anderl besorgt. Die Corona-Krise habe zu einem deutlichen Beschäftigungseinbruch geführt. Mit Arbeitslosigkeit sind ein hohes Armutsrisiko sowie hohe Gesundheitsgefährdung verbunden. Zuletzt war fast ein Drittel der Arbeitslosen mehr als zwölf Monate ohne Beschäftigung, mit stark steigender Tendenz. Besteht Arbeitslosigkeit einmal länger, ist sie nur schwer zu reduzieren. Die Regierung sei gefordert, im neuen Jahr ihren Worten auch Taten folgen zu lassen. „Alleine auf Ausbildung von Arbeitslosen zu setzen, ist zu wenig. Die Regierung muss für mehr Beschäftigung sorgen, damit die Arbeitslosigkeit wieder sinken kann“, fordert Anderl.

Dem Wachsen der Langzeitarbeitslosigkeit einfach zuschauen, koste auf Dauer mehr, als rasch handeln. Es brauche neben einem höheren Arbeitslosengeld eine Jobgarantie für diejenigen, die auf dem Arbeitsmarkt so gut wie keine Chance mehr haben. Die Corona-Krise habe auch gezeigt, wie wichtig gut funktionierende öffentliche Dienstleistungen sind. Sie habe auch einen entscheidenden Mangel in all diesen Bereichen aufgedeckt: Es fehle an Personal, in den Pflegeheimen, den Spitälern, den Gesundheitsbehörden, dem AMS, den Schulen. „Die öffentliche Hand muss in diesen Bereichen als Arbeitgeber wieder aktiv werden, Arbeitslosen eine Perspektive auf gute Beschäftigung geben und für auch in einer Krise klaglos funktionierende soziale Dienste und staatliche Verwaltung sorgen“, so Anderl.