Wer sich in Teheran den rigorosen religiösen Vorschriften des Revolutionsregimes verweigert, muss mit harten Sanktionen rechnen. Doch im Schatten der von den Mullahs kontrollierten Metropole existiert auch eine Parallelwelt mit eigenen Spielregeln. Der Animationsfilm “Teheran Tabu” ist das Spielfilmdebüt des gebürtigen Iraners Ali Soozandeh, der in Deutschland lebt und auch das Drehbuch schrieb. Zu sehen ist die deutsch-österreichische Koproduktion im Rahmen des “Kino wie noch nie”- Filmfestivals am 1. und 2. August 2018. Gedreht im Rotoskopie-Verfahren mit echten Schauspielern, gelang Soozandeh ein aufwühlendes und realistisches Drama um vier junge Menschen in Teheran, deren Schicksale bei ihrer verzweifelten Suche nach Freiheit und Glück aufeinanderprallen.
In der brodelnden Metropole des Gottesstaats balancieren vier junge Menschen auf dem schmalen Grat zwischen individueller Freiheit und strengen religiösen Gesetzen. Das Umgehen von Verboten wird zum Alltagssport, der Tabubruch zur Selbstverwirklichung. Die verzweifelte Suche nach persönlichem Glück ist zwangsläufig eine Kampfansage an die Staatsmacht. Pari arbeitet als Prostituierte, um sich und ihren fünfjährigen, stummen Sohn Elias durchzubringen. Ihr bleibt nichts anderes übrig, denn ihr Mann sitzt im Gefängnis, ist drogenabhängig und weigert sich, die Scheidungspapiere zu unterschreiben oder Unterhalt zu zahlen. Pari wird mmer wieder mit der herrschenden Doppelmoral in Teheran konfrontiert: Ein angesehener Richter stellt ihr die Scheidung in Aussicht, sofern sie ihm als Geliebte dient. Dafür quartiert er sie und Elias in einer schicken Wohnung im nördlichen Stadtteil Džanat Abad ein. Schräg gegenüber im Studentenheim lebt der junge Musiker Babak, der sich mit kleinen Auftritten und Musikunterricht über Wasser hält und davon träumt, eine eigene CD zu veröffentlichen. Wenn er nicht am Computer komponiert, verbringt er seine Zeit mit seinem besten Freund Amir. Babak ist weder Drogen noch unverbindlichem Sex abgeneigt. Als eines nachts in einem Club beides zusammenkommt, hat er ein großes Problem: Nach einem rauschhaften One-Night-Stand kontaktiert ihn die junge Donya und eröffnet ihm, dass sie in acht Tagen heiraten werde. Weil sie aber als Jungfrau in die Ehe gehen muss, soll Babak nun für eine Operation bezahlen, die das Jungfernhäutchen wiederherstellt. Nur womit? Ein Besuch beim Frauenarzt ergibt, dass so ein medizinischer Eingriff 6000 Rial kostet und zudem nur durchgeführt wird, wenn ein unterschriebenes Dokument der Eltern vorliegt. Einen Trailer zum Film finden Sie hier. Das vollständige Programm vom Filmfestival “Kino wie noch nie”, das noch bis 26. August 2018 dauert, gibt es hier.