Pandämie und Psyche

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Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft untersucht momentan im Rahmen der Initiative „Reden Sie mit!“ die Auswirkungen der Corona-Krise auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung. Personen ab 18 Jahren können dabei ihre diesbezüglichen Beobachtungen einbringen.

Die aktuelle Situation hat Unternehmen zu einem noch schnelleren digitalen Wandel gezwungen. Dadurch hat sich der Arbeitsalltag vieler Menschen grundlegend geändert. Persönliche Kontakte im Rahmen von Sitzungen, bei Dienstreisen oder einfach nur in der Kaffeeküche sind auf ein Minimum reduziert, während gleichzeitig digitale Konferenzen sowie Home Office deutlich an Bedeutung gewonnen haben. Zudem werden die negativen Auswirkungen der Pandemie-Bewältigung auf die Wirtschaft immer deutlicher – etwa durch verordnete Kurzarbeit oder gar den Verlust von Arbeitsplätzen. „Durch Corona sind wir alle in irgendeiner Form von Veränderungen im Berufsalltag betroffen und damit zusätzlichem Druck ausgesetzt. Klar ist, dass in dieser psychisch durchaus belastenden Situation Gespür und ein offenes Ohr für die Anliegen der Mitarbeiter noch wichtiger geworden sind“, sagt Josef Pröll, Präsident der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG).

In welchem Ausmaß sich die veränderten Bedingungen in der Arbeitswelt auf die psychische Gesundheit von ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen auswirken, erforscht die Ludwig Boltzmann Gesellschaft seit 22. Mai im Rahmen der Initiative „Reden Sie mit!“: Über ein Crowdsourcing auf der Online-Plattform soll die breite Bevölkerung in einem gemeinsamen Dialog eingeladen werden, ihre Wahrnehmungen mit den ForscherInnen der LBG zu teilen. Personen ab 18 Jahren können dabei ihre persönlichen Beobachtungen über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit im Arbeitsalltag einbringen. Aus den Ergebnissen leitet anschließend ein ExpertInnenteam aus Wirtschaft und Wissenschaft Handlungsempfehlungen für die Politik sowie neue Fragestellungen für die Forschung ab.

Psychischen Belastungen durch Covid-19

„Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf unsere Gesellschaft werden noch lange Zeit zu spüren sein. Davon betroffen ist klarerweise auch das seelische Wohlbefinden der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Um den Berufsalltag bestmöglich gestalten zu können, brauchen Politik und Unternehmen hier valide Entscheidungsgrundlagen. Mit der LBG werden wir diese Themen aufarbeiten“, erklärt Pröll das Forschungsinteresse der Ludwig Boltzmann Gesellschaft. „Die dafür notwendige Wissensgrundlage wird, wie aktuell im Rahmen der ‚Reden Sie mit!‘-Initiative, durch rasche und effiziente Forschungsarbeit geschaffen, die sich ausschließlich an dem zu erwartenden gesellschaftlichen Impact orientiert“, so Pröll weiter.

Für die erfolgreiche Durchführung derartiger Initiativen baut die Ludwig Boltzmann Gesellschaft auf ihre Rolle als autonome Trägerorganisation, die es erlaubt, relevante Themenfelder spontan aufzugreifen und mit einem interdisziplinären Partner-Netzwerk ergebnisorientiert zu beforschen. Besonders im Crowdcourcing sieht die LBG vor dem Hintergrund der Open-Innovation-in-Science-Strategie eine hervorragende Möglichkeit, um die Wissenschaft auch für unübliche WissensgeberInnen zu öffnen. Im Zuge der „Reden Sie mit!“-Initiative werden Beiträge bis 28. Juni in den breit gefassten thematischen Schwerpunkten „Bildung und Lernen“, „Arbeit und Beruf“ sowie „Soziale Isolation und Vereinsamung“ gesammelt.

Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) ist eine Forschungseinrichtung mit thematischen Schwerpunkten in der Medizin und den Life Sciences sowie den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften und stößt gezielt neue Forschungsthemen in Österreich an. Die LBG betreibt zusammen mit akademischen und anwendenden Partnern aktuell 19 Ludwig Boltzmann Institute und entwickelt und erprobt neue Formen der Zusammenarbeit zwischen der Wissenschaft und nicht-wissenschaftlichen AkteurInnen wie Unternehmen, dem öffentlichen Sektor und der Zivilgesellschaft. Gesellschaftlich relevante Herausforderungen, zu deren Bewältigung Forschung einen Beitrag leisten kann, sollen frühzeitig erkannt und aufgegriffen werden. Teil der LBG sind das LBG Open Innovation in Science Center, das das Potenzial von Open Innovation für die Wissenschaft erschließt, und das LBG Career Center, das 250 PhD-StudentInnen und Postdocs in der LBG betreut. In der Ludwig Boltzmann Gesellschaft sind insgesamt 550 MitarbeiterInnen beschäftigt.