Schreiben gegen die Sucht

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Seit 2018 wird der Literaturpreis Fit for Life an schriftstellerisch tätige Menschen mit Suchtproblemen vergeben. Christa Scharaditsch war für das Access Guide Magazin bei der heurigen Preisverleihung dabei.

Initiiert wurde die literarische Auszeichnung von Harald David. Der Psychiater war von 1995 bis 2011 Leiter der Abteilung für Forensische Psychiatrie und Alkoholkranke im Otto-Wagner-Spital. „Es ist schön Literatur zu haben, Literatur zu hören und für und mit den Suchtkranken etwas Nachhaltiges zu tun“, meinte er bei der Verleihung des diesjährigen Fit for Life-Preises in der Bel Etage – Galerie in der Mahlerstraße. „Es ist mir eine große Freude, dass diese Veranstaltung in ‚meinen Hallen‘ stattfindet“, sagte dazu Galerist Wolfgang Bauer.

 Wer den Alltag in einer Suchtklinik selbst schon einmal miterlebt hat, wird sich im Text „Ostende“ von Martin Pritz wiedererkennen. „Wirklich, wenn ich zurückdenke, ich kam als Wrack, völlig fertig, verängstigt, auf Alkoholentzug, wusste nicht, was auf mich zukommt, die ganzen Therapien, die zum Teil sehr schrägen Patienten, so etwas ist ja nicht gerade einfach, überhaupt anfangs. Doch ich hielt durch und es fruchtete und ich freute und freue mich, dass ich meinen inneren Frieden wiedergefunden habe, mit der Gesundheit, der Liebe und der Kunst wohl die höchsten Güter des Menschen.“ schreibt der diesjährige Fit for Life-Gewinner.

Unterstützt wird der Literaturpreis vom Verein Grüner Kreis, eine der führenden Einrichtungen in Österreich bei Abhängigkeitsproblemen. Geschäftsführer Alfred Rohrhofer erwähnte, wie wichtig soziale Integration und Arbeit, Rehabilitation und genauso eine sinnvolle Freizeitgestaltung seien. Sich in seiner Mußezeit mit Kunst und Kultur zu befassen, sich kreativ zu betätigen wäre laut Rohrhofer ein wichtiges Element sowohl in der Genesungsphase als auch danach. Die Freude am eigenen Schaffen steht auch beim Literaturpreis an oberster Stelle und bewundert wird der Mut aller, dass sie nicht nur ihre Werke herzeigen, sondern damit auch ihren schwierigen Weg offenlegen beziehungsweise teilen.

Die Jury setzte sich heuer aus der Autorin Margit Niederhuber, dem Galeristen und Schriftsteller Manfred Chobot und dem IG AutorInnenn-Geschäftsführer und Schriftsteller Gerhard Ruiss zusammen. Ihnen ist es in diesem Jahr besonders schwer gefallen eine Entscheidung zu treffen. Nach Meinung der Jury wurden alle Texte mit viel Herzblut und in den unterschiedlichsten Gestaltungsformen geschrieben. So betonten sie auch, dass es nicht einfach wäre, Emotionen in Worte zu fassen und in eine Form zu bringen und dass es sich dabei um ganz wichtige Qualitäten beim Schreiben handeln würde. Laut Jury war es spannend in die mitreißenden Texte einzutauchen und einen Einblick in das Leben eines Suchtkranken zu erhalten.

Die Leseproben der vier Erstplatzierten wurden von Schauspieler Erwin Leder vorgetragen. Anerkennungspreise erhielten der Text „Die Kavallerie“ von Keihan Zahipour Moarefi und der Text „Anleitung für eine Nacht im Gefängnis“ von Helga Futter. Den zweiten Preis bekam Ulli Klepalski für den Text „Ein Kater und eine Schlange“ und der Hauptpreis ging wie eingangs erwähnt an Martin Pritz. Weitere Informationen zum Literaturpreis finden Sie hier.