Wien schaut hin

Menschen Pixabay

Seit Jahren steigt der Anteil psychisch Erkrankter. Viele von ihnen leben auf der Straße. Ihnen bietet die Heilsarmee nun mit „Intensiv Betreutes Wohnen“ und dem Tagestreff „Wintergarten“ eine innovative Lösung. „Wohnungs- oder Obdachlos zu sein ist eine große Belastung für die Betroffenen. Für Menschen, die zusätzlich noch mit einer psychischen Erkrankung zu kämpfen haben, sind geschützte Orte ganz essentiell für die eigene Stabilisierung und Stärkung. Mit dem neuen Angebot leistet die Heilsarmee Österreich einen wichtigen Beitrag für die Betreuung psychisch kranker wohnungsloser Menschen. Mit der Förderung des Fonds Soziales Wien wird das Angebot für Betroffene ausgebaut.“, sagt Anita Bauer, Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien.

Wie wichtig das Thema psychische Gesundheit für Wien ist, zeigt die Unterstützung für das Angebot: „Ein Wintergarten ist ein Ort der Geborgenheit und des Daheimseins. Ich danke der Heilsarmee dafür, dass sie Menschen, die auf besonders intensive Betreuung angewiesen sind, so einen Ort im Stuwerviertel anbietet!“, unterstrich die Leopoldstädter Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger beim Eröffnungsfest im Juni. Die gesellschaftliche Relevanz des Themas spiegelte sich auch in der Gästezahl: über 80 Personen nahmen an der Feier teil und zeigten Interesse am innovativen Konzept. Auch Pfarrerin Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie freut sich über das neue Angebot: „Die Heilsarmee ist Teil der Diakonie und bietet seit vielen Jahren Unterstützung für Betroffene und Angehörige. Sie ist dort, wo die Nöte und Bedürfnisse der Menschen sind.“

Gerhard Wyss, Geschäftsführer der Heilsarmee Österreich nannte die Gründe für die Entstehung des Wintergartens: „In der Arbeit des Betreuten Wohnens wurde seit längerem klar, dass unser Angebot für einen Teil unserer BewohnerInnen nicht mehr ausreicht. Grund dafür waren und sind sehr oft psychische Beeinträchtigungen. Hier greift das neue Angebot des Intensiv Betreuten Wohnens sehr gut.“

Eine wichtige Besonderheit des Intensiv Betreuten Wohnens (inBEWO) stellt der großzügige zeitliche Rahmen der Betreuung dar: Psychisch Erkrankte brauchen Zeit um wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Zeit, um ihre Erkrankung wahrzunehmen, um sie zu akzeptieren. Zeit, um eine Behandlung zu beginnen. Zeit um soziale Kontakte zu knöpfen. Denn das Leben auf der Straße und eine psychische Erkrankung beenden die meisten sozialen Kontakte. In vielen Fällen ist diese Situation von Armut geprägt – eine gesellschaftliche Teilhabe wird so unmöglich. Betroffene berichten, dass ihnen vor allem Wohnraum und damit verbunden Privatsphäre sowie Rückzugsmöglichkeiten fehlen, um ihre psychische Situation zu verbessern.

Diese Muster will das inBEWO durchbrechen indem es Wohnraum und einen geschützten Rückzugsort anbietet – den Tagestreff „Wintergarten“. Hier können sich BewohnerInnen frei von Konsumzwang treffen und Angebote gestalten. Mitsprache und Mitbestimmung bietet das BewohnerInnentreffen – Ideen werden aufgegriffen und umgesetzt – sei es bei Ausflügen, der Einrichtung des Tagestreffs oder der Freizeitgestaltung. Viele Initiativen kommen von den BewohnerInnen und werden durch die Betreuenden unterstützt. Ziel ist die gesellschaftliche Inklusion. Aber einfach auch ein Ort an dem man Platz nimmt und mit Menschen in einem Raum ist, ohne Zwang zur Kommunikation – ganz individuell – so wie Menschen eben sind.

Seit über 90 Jahren in Österreich

Die Heilsarmee ist eine Hilfsorganisation und christliche Glaubensbewegung, die in 131 Ländern Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützt. In Österreich wurde die Heilsarmee 1927 gegründet und ist vorrangig in der Wohnungslosenhilfe tätig. Die Heilsarmee bietet eine breite Palette an sozialen Einrichtungen, wie das Männerwohnheim SalztorZentrum, das Betreute Wohnen, die Mobile Wohnbegleitung, das Intensiv Betreute Wohnen oder das Sozial Betreute Wohnhaus Haus Erna, an. Das Angebot umfasst aber auch zahlreiche Angebote innerhalb der Gemeindearbeit sowie Gefangenenseelsorge.