Verkürzte Behandlungsdauer

© MedUni Wien Chrisitan Houdek

Depressionen zählen laut Weltgesundheitsbehörde WHO zu den häufigsten Erkrankungen im Erwachsenenalter. Die Therapie stellt große Herausforderungen an die Medizin. Obwohl heute wirksame Antidepressiva zur Verfügung stehen, führt deren Verordnung bei einem beträchtlichen Prozentsatz der Betroffenen nicht zum gewünschten Erfolg. Denn nicht jeder spricht auf eine antidepressive Therapie an. Medikamente müssen häufig mehrmals umgestellt werden und so kommt es oft zu einem monatelangen Prozess, bis sich Symptome verbessern oder Patienten wieder vollständig gesunden.

Eine Forschungsgruppe der MedUni Wien hat nun gemeinsam mit internationalen Kooperationspartnern nachgewiesen, dass der Erfolg einer medikamentösen Therapie bei depressiven PatientInnen bereits vor Therapiebeginn mittels bildgebender Verfahren bestimmt werden kann. Sie zeigten, dass die Aktivität einer Hirnregion im Vorderhirn über den möglichen Therapieerfolg mit einem Antidepressivum bestimmt. Diese Erkenntnis verspricht zukünftig die Behandlungsdauer für depressive Patienten deutlich zu verkürzen. Vorherzusagen, ob die Therapie mit Antidepressiva anspricht, hat in der psychiatrischen Forschung Priorität, besonders da gegenwärtig geeignete technische Untersuchungsmöglichkeiten fehlen.

Die Gehirnaktivität entscheidet über den Therapieerfolg

Für die Studie wurden an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien (Leiter: Siegfried Kasper) durch das Studienteam 22 Menschen mit Depressionen mit dem Medikament Escitalopram über acht Wochen behandelt. Dieses am häufigsten verordnete Antidepressivum führt zu einer Erhöhung von Serotonin in der Nervenzelle.

Weiters wurden im Verlauf der Therapie am Exzellenzzentrum Hochfeld-MR der MedUni Wien/AKH Wien vier Untersuchungen mittels hochauflösender funktioneller Magnetresonanztomographie durchgeführt. „Patienten mit genügend starker Aktivität im Vorderhirn sprachen auf die Therapie mit einem Antidepressivum an, während bei Patienten, bei denen dies nicht der Fall war, ein Therapieerfolg ausblieb“, beschreibt Studienleiter Lukas Pezawas das Resultat. Die Studie zeigte, dass diese Hirnregion die Wirkung des Antidepressivums auf Emotionsregionen im Gehirn unterstützt und deren Aktivität eine notwendige Voraussetzung für dessen Therapieerfolg ist.

Die Studie unterstreicht, dass die Vorhersage eines Therapieerfolgs mittels neuartiger bildgebender Verfahren möglich ist. „Diese Ergebnisse sind wichtig für das Verständnis, wieso ein Antidepressivum bei einem Patienten wirkt und beim Anderen nicht. Dies hat weitreichende Folgen für das weitere ärztliche Vorgehen. Außerdem ist es denkbar, dass in Zukunft medikamentöse oder psychotherapeutische Maßnahmen ergriffen werden, die die Besserungsraten bei heute erhältlichen Antidepressiva noch weiter steigern“, erklärt Pezawas.