Ein langlebiges Problem

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Ein Leben ohne Plastik ist in unserer modernen Welt nicht mehr denkbar. Unglaublich viele Alltagsgegenstände bestehen aus Kunststoff. Er ist leicht, billig und langlebig. Doch genau das ist das Problem. Bis zu 450 Jahre braucht Plastik, bis es sich zersetzt. „Wenn wir nichts gegen den Plastikmüll unternehmen, dann haben wir im Jahr 2050 mehr Plastik als Fische im Meer“, warnt Lisa Kernegger von der Umweltschutzorganisation Global 2000. Als Ressourcen-Campaignerin beschäftigt sich die Ökologin mit den Folgen des Hoch-Konsum-Lebensstils und dessen negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt weltweit: „Alleine aus Europa gelangen jährlich 500.000 Tonnen Plastik in die Ozeane. Das sind 66.000 gefüllte Müllfahrzeuge. Täglich kommen also über verschiedene Wege aus Europa 180 gefüllte Müllfahrzeuge mit Plastik ins Wasser. Auch Österreich trägt, wenn auch zu einem geringen Teil, dazu bei, denn rund 40 Tonnen Kunststoff gelangen bei uns jährlich über die Donau ins Schwarze Meer“, erklärt Kernegger.

Auswirkungen auf das Ökosystem

Durch die Langlebigkeit des Plastiks von 300 bis 450 Jahren, ist es zu einer steigenden Bedrohung für die Meeresumwelt geworden. „Die Auswirkungen auf die Ökosysteme des Ozeans und des Meeresbodens sind immens. Mehr als 663 Tierarten sind von Meeresmüll betroffen. Weltweit sterben jährlich eine Million Vögel und 100.000 Meeressäuger daran“, beschreibt Kernegger. Die Tiere verheddern sich im Plastikmüll oder verwechseln Kunststoffteile im Meer mit Nahrung. Die Folgen sind Verletzungen, Strangulationen und mit Plastik gefüllte Mägen. Die Tiere verhungern mit vollem Magen. „Berechnungen, die auf einer Analyse des Mageninhalts von Fischen basieren, die zwischen zweihundert und tausend Metern Tiefe leben, legen nahe, dass diese zwischen 12.000 und 24.000 Tonnen Plastik pro Jahr aufnehmen“, sagt Kernegger.

EU-Richtlinie

Nach monatelangen intensiven Verhandlungen wurde Mitte Dezember 2018 der Gesetzestext der EU-Richtline „Zur Verringerung der Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt“ verabschiedet. Für die Umweltschutzorganisation Global 2000 ist das „ein begrüßenswerter wichtiger Schritt, der viele wichtige Maßnahmen enthält, um der mittlerweile bedrohlichen Plastikverschmutzung etwas entgegen zu setzen“, unterstreicht die Ökologin Kerniger. Global 2000 begrüßt auch, dass eine 90-prozentige Sammelquote für Plastikflaschen beschlossen wurde, da das ein wichtiger Schritt in Richtung weniger weggeworfene Flaschen im Meer und in den Wäldern sei. „Dass diese Quote allerdings erst für 2029 beschlossen wurde, ist unerfreulich“, kritisiert Kernegger. Mit Maßnahmen, die erst in Jahren und Jahrzehnten wirksam werden, sei niemandem geholfen. Es sei allerhöchste Zeit, um die lineare Wegwerfwirtschaft endlich zu beenden und schleunigst eine echte Kreislaufwirtschaft in Europa zu etablieren. Und das bedeute vor allem, wiederverwendbare Materialien und Produkte zu fördern.