Permanenter Kampfmodus

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Für die einen ist die Journalistin und Aktivistin Alice Schwarzer eine Ikone des Feminismus, für andere ein Feindbild – besonders, seit sich die gebürtige Wuppertalerin mit einem Friedensappell an den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz gewandt hat. Jahrzehntelang hat Schwarzer über Theorie und Praxis des Feminismus und das Leben, Arbeiten, Politisieren und Tun von Frauen geschrieben. Schwarzer gründete die Frauenzeitschrift „Emma“, rüttelt stets an hartnäckigen Tabus, setzt sich für Geschlechtergerechtigkeit ein und pocht auf einen gesellschaftlichen Wandel. Am 3. Dezember wird Alice Schwarzer 80.

Ihr Lebensweg war keineswegs vorgezeichnet, wie zwei ORF-Premieren zeigen: Am Sonntag, dem 27. November 2022, würdigt ORF 2 die Jubilarin im „dokFilm“ um 23.05 Uhr mit Sabine Derflingers preisgekröntem Porträt „Alice Schwarzer“ und am Mittwoch, dem 30. November, steht der ARD/ORF-Zweiteiler „Alice“ mit Nina Gummich in der Hauptrolle um 20.15 bzw. 22.30 Uhr auf dem Programm von ORF 2. Das ORF-III-Magazin „Kultur Heute“ zeigt am Freitag, dem 2. Dezember, um 19.55 Uhr eine Ausgabe der Rubrik „Künstlergespräche“ mit der Journalistin und Ikone des Feminismus aus dem Jahr 2021. Bereits am Donnerstag, dem 24. November, bringt Ö1 um 21.00 Uhr eine Ausgabe der Reihe „Im Gespräch“ mit dem Titel „Wir brauchen eine Vermenschlichung der Geschlechter, nicht eine Vermännlichung der Frauen!“, in der Alice Schwarzer zu Gast ist.

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Preisgekrönte Doku über die Vorkämpferin.

Sabine Derflingers Porträt zeichnet Alice Schwarzers Werdegang als Nachkriegs- und Evolutionsgeschichte der Frauenbewegung. Seit den 1970er Jahren befindet sich die streitbare Autorin, Journalistin und Gründerin des Frauenmagazins EMMA in ununterbrochenem Kampfmodus. Zurecht – denn die Emanzipation hinkt ihren Zielen hinterher. Die preisgekrönte Filmemacherin Sabine Derflinger begleitet in der vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens unterstützten Kinoproduktion Alice Schwarzer zu Veranstaltungen und Vorlesungen, zeigt sie als Vorkämpferin und Role Model, als Intellektuelle, als Freundin sowie Feindin und dokumentiert die Emotionen, denen die deutsche Galionsfigur des Feminismus seit Jahrzehnten ausgesetzt ist – von Lob und Begeisterung bis zu Anfeindung und Häme. Umfangreiches Archivmaterial zeigt ihren Aufstieg, ihre Triumphe und Niederlagen, ihren Einfluss und ihr politisches Gewicht. Ein sehenswertes filmisches Porträt über das Leben und Denken einer der polarisierendsten Vertreterinnen der Emanzipation und eine Reise durch die Geschichte des Feminismus der zweiten Frauenbewegung bis heute.

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Nina Gummich spielt Alice Schwarzer.

Im ARD/ORF-Zweiteiler „Alice“ schlüpft Nina Gummich in die Rolle von Alice Schwarzer, in Nebenrollen sind die Österreicherinnen Vidina Popov („LandKrimi: Das letzte Problem“), Valerie Pachner („Egon Schiele: Tod und Mädchen“, „Der Boden unter den Füßen“) und Noëmi Krausz („Tatort: Alles was recht ist“) zu sehen. Unter der Regie von Nicole Weegmann („Ihr könnt Euch niemals sicher sein“) spielen auch Thomas Guené, Isabel Thierauch, Katia Fellin, Hannah Walther, Naemi Feitisch, Katharina Schüttler, Sven Eric Bechtolf, Rainer Bock, David Rott ) und viele andere.

Wie jedes aufgeweckte Mädchen träumt auch Alice (Nina Gummich) von einem selbstbestimmten Leben. Noch ahnt sie nicht, dass sie in Bruno (Thomas Guené) ihre erste große Liebe finden wird. Bei einem Aufenthalt als Au-pair in Paris lernt sie den sensiblen Franzosen kennen. Bruno unterstützt ihren Wunsch, als Journalistin zu arbeiten, auch wenn Alice dafür in die westdeutsche Provinz ziehen muss. Doch während sie erste Erfolge feiert, beginnt ihre Beziehung unter ihrer Karriere zu leiden und Alice steht erstmals vor der Frage, ob sie sich zwischen beruflichem und privatem Glück entscheiden muss. Der beherzte Einsatz von Alice (Nina Gummich) für Frauenfragen hat Aufmerksamkeit erregt. Mit ihrer journalistischen Tätigkeit lässt sich ihr politisches Engagement aber nicht vereinbaren. Eine Anstellung beim renommierten „Spiegel“ scheitert am Protest der Redaktion, und für die Beziehung zu Bruno fehlt die Zeit. Als Alice sich in die Aktivistin Monique (Maéva Marie Mathilde Roth) verliebt, wird ihr klar, dass sie vor einem Scheideweg steht. Nur wenn sie überkommene Denkmuster abschüttelt und ihre Überzeugungen lebt, kann sie sich selbst treu bleiben.