Geheime Zufluchten

Schloss Duino/ Pixabay

Berühmtheiten hatten es immer schon schwer, unerkannt zu verreisen. Denn wer sich verstecken will, wird meistens trotzdem gefunden. Wer den Urlaub – oder das Leben mit einer Schriftstellerin verbringt – darf sich nicht wundern, wenn später einmal ein Buch darüber geschrieben wird. Ein Beispiel dafür ist „Ein Winter auf Mallorca“ von George Sand. Ihr Buch zählt bis heute zu den Klassikern der Reiseliteratur. Dabei war der Trip, den die französische Schriftstellerin gemeinsam mit den Kindern und ihrem Geliebten Frédéric Chopin im Jahr 1838 unternahm eigentlich ein Reinfall. Mallorca war damals touristisch noch nicht erschlossen – in der Hauptstadt Palma gab es keine einzige Unterkunft – und so mussten die vier in eine Pension ins Hinterland in die Gemeinde Establiments ausweichen. Nach drei Wochen Sonnenschein kam der Dauerregen – was auf Mallorca im November schon einmal passieren kann.

Chopin erkrankte: „Er war von zarter Konstitution, hatte eine starke Kehlkopfentzündung bekommen und litt bald unter den Wirkungen der Feuchtigkeit. Das Haus des Windes (Son Vent), die Villa, die uns Señor Gómez vermietet hatte, wurde unbewohnbar. Die Mauern waren so dünn, dass der Kalk, mit dem die Wände beworfen waren, sich wie ein Schwamm vollsog. Nie habe ich so sehr unter Kälte gelitten, obwohl es in Wirklichkeit nicht sehr kalt war. Aber für uns, die wir es gewohnt sind, im Winter zu heizen, lastete dieses Haus ohne Kamin wie ein eisiger Mantel auf unseren Schultern“, beschreibt George Sands in ihrem Reiseroman. Danach flüchtete das Paar mit den Kindern in ein Kloster nach Valldemossa. Ihr Besuch hat den kleinen Ort berühmt gemacht. Jährlich besuchen tausende von Touristen das Bergdorf. Der Aufenthalt des Künstler-Paares beschäftigte vor einigen Jahren sogar die Justiz, die entscheiden musste, in welcher Klosterzelle die beiden tatsächlich gewohnt hatten.

Skifahren in Vorarlberg

 Um einiges glücklicher verliefen die Urlaube von Ernest Hemingway. Der Literaturnobelpreisträger verbrachte in den 1920- er Jahren zwei Winter in Schruns im Montafon. Im Rückblick zählten diese Aufenthalte in Vorarlberg zu den schönsten im Leben des Autors. Hemingway wohnte gemeinsam mit seiner ersten Frau Hadley und Sohn Bumby im Hotel Taube. Dort überarbeitete er seinen ersten Roman „Fiesta“, der ihn später weltberühmt machen sollte.

30 Jahre und viele Abenteuer, Affären und Alkoholexzesse später erinnerte sich der Schriftsteller immer noch gerne an seine Zeit im Montafon. In seinem letzten Buch „Paris – ein Fest fürs Leben“, das postum 1964 erschien, schreibt er: „Wir liebten Vorarlberg, und wir liebten Schruns. Wir fuhren gegen Ende November hin und blieben beinahe bis Ostern. Man konnte immer Ski laufen, obwohl Schruns für einen Wintersportplatz – außer in einem Winter mit schweren Schneefällen – nicht hoch genug lag. Aber jeder Aufstieg machte Spaß, und in jenen Tagen störte es niemanden. Man setzte sich eine gewisse Geschwindigkeit, weit unter dem Tempo, in dem man steigen konnte, und es war leicht, das Herz war in Ordnung.“

Mit seinem Freund John dos Passos und dem Skilehrer Walther Lent unternahm Hemingway ausgedehnte Skitouren in die Bergwelt der Silvretta oder trank Schnaps mit Einheimischen im Gasthaus. Heute steht seine Bronze auf dem Dorfplatz von Schruns. Den Spuren des Dichters können seine Fans auch jetzt noch folgen. Fernab der Skigebiete schafft die winterliche Landschaft mit den imposanten Gipfeln, glitzernden Schneefeldern und zauberhaften Wäldern immer noch eine wunderbare Kulisse um in sich hineinzuhören.

Eine begeisterte Vorarlberg-Urlauberin war übrigens auch Prinzessin Diana. Die jung verstorbene „Königin der Herzen“ verbrachte von 1991 bis 1995 den Familienskiurlaub im Hotel Arlberg in Lech. Im Foyer des Fünf-Sterne-Hotels hängt noch immer ein großes, Hand- signiertes Foto auf dem eine glückliche Diana mit ihren beiden Söhnen William und Harry zu sehen ist. Bis heute sind die Erinnerungen an Lady Di dort gegenwärtig. Vor allem zu ihrem Geburts- und an ihrem Todestag pilgern Touristen an den Lieblingsskiort ihres Idols.

Die Erfindung des Nacktbadens

König Edward XVIII, ein weiteres Mitglied des Hauses Windsor hatte eine Vorliebe für die kroatischen Inseln. Gemeinsam mit seiner damals zukünftigen Gattin Wallis Simpson legte seine Jacht „Nahlin“ am 11. August 1936 vor der Ortschaft Banjol an. Mit einem Beiboot erreichten der König und sein Gefolge den Hafen von Rab. Danach badete das Paar in der kleinen Bucht Kandarola auf der Halbinsel Frkanj. Angeblich nackt. Das Ereignis wird bis heute als Geburtsstunde der FKK-Kultur in Kroatien gefeiert. Ein Augenzeuge für das hüllenlose Vergnügen von Edward und Wallis findet sich allerdings nur in dem Roman „Das Wallnusshaus“ des kroatischen Schriftstellers Miljenko Jergović. Darin erzählt die Titelheldin Diana einer Porzellanverkäuferin, dass ihr Onkel das königliche Skandalpärchen beim Baden beobachtet hätte. Allerding in der Nähe von Triest – also mehr als 70 Kilometer entfernt. Vielleicht waren die beiden Nudisten ja auch dort unterwegs.

Zwiegespräch mit Engeln

Wer sich mit Sicherheit häufig am Golf von Triest aufhielt, war Rainer Maria Rilke. Sein bevorzugtes Domizil war das Schloss Duino in der Nähe von Triest. Dort zog er sich auf Einladung von Maria von Thurn und Taxis immer wieder zum Schreiben zurück. Das innige Verhältnis des Lyrik-Superstars zu der feinsinnigen Fürstin dokumentiert ein über 17 Jahre dauernder Briefwechsel. Rilke selbst verfasste im Castello di Duino einige seiner „Duineser Elegien“, in denen er sich mit den Widersprüchen der „Conditio Humana“ und der Existenz von Engeln beschäftigt: „Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen? Und gesetzt selbst, es nähme einer mich plötzlich ans Herz: Ich verginge von seinem stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht, uns zu zerstören“, schreibt Rilke in der ersten Duiniser Elegie. Das Castello kann heute von Rilke Fans besucht werden. Dem Dichter ist auch ein circa zwei Kilometer langer Spazierweg entlang der Steilküste gewidmet.