Welche Frauen prägen uns als Kinder und helfen uns dabei, erwachsen zu werden? Wie können wir ihnen zurückgeben, was sie uns geschenkt haben? Und was passiert, wenn die große Liebe diese nicht erwidert? Carlos Flores, Praktikant beim Access Guide Magazin hat über die wichtigsten Frauen in seinem Leben nachgedacht.

Die Frau, die mich aufzog: Du warst von Anfang an an meiner Seite, denn du warst diejenige, die mich auf diese Welt gebracht hat. Du warst immer da, hast mich bei meinen Problemen unterstützt und über mich gewacht, manchmal ein wenig zu viel. Deine Erwartungen an mich konnten schon mal hoch sein, aber du machtest dir auch Sorgen um mein Wohlbefinden. Dann und wann hast du mich angeschrien, als ich Dinge falsch machte, doch du hast mir nach einer Weile immer verziehen. Ich weiß du wolltest nur das Beste für mich. Du warst öfters im Krankenhaus, aber ich hatte Angst, zu fragen, warum? Das hast du mir aber nie nachgetragen. Bestimmt wusstest du, dass dieses Thema mich verängstigte und es nur schlimmer machen würde. Immer, wenn ich krank war, saßt du neben mir und hast mich umsorgt, bis ich mich erholt habe. Du hattest auch immer die passenden Medikamente parat, falls wir sie brauchten. Für Ausflüge hast du mir immer schon die wichtigsten Dinge und noch viel mehr eingepackt, bevor ich die Chance hatte, es selber zu tun. Zu Weihnachten und zu Geburtstagen hast du mir und meinem Bruder immer das gekauft, was wir wollten. Du warst ein großer Teil meiner Welt, weshalb diese zerbrach als du starbst. Ich bereue, dass ich dich nicht mehr umarmt oder dir öfter gesagt habe, dass ich dich liebhabe. Du warst immer für mich da und ich weiß das du es immer sein wirst. Danke Mama.

Die Frau, die auf mich aufpasste: Früher haben wir uns besser verstanden, aber mit der Zeit verlernte ich unsere Sprache und so konnten wir nicht mehr uns unterhalten. Du wusstest nicht wie man deutsch spricht und konntest nur wenig Englisch, trotzdem konnten wir noch ein wenig miteinander reden. Du nahmst mich mit zu diversen philippinischen Veranstaltungen und nach der Kirche am Sonntag hast du mir und meinem Bruder immer etwas Geld für McDonalds mitgegeben. Du hast für uns gekocht und auf uns aufgepasst. Und als du alt und krank wurdest, waren wir an der Reihe, für dich zu sorgen. Es waren schwere drei Monate, aber wir haben bis zum unausweichlichen Ende durchgehalten. Ich hoffe du findest deine alte Familie wieder, wo auch immer du jetzt bist, Oma.

Die Frau, die mir weiterhalf: Sie hören mir immer zu und geben mir gute Ratschläge. Ich weiß, dass Sie als meine Therapeutin dafür bezahlt werden, aber das ist für mich ohne Belang. Sie haben mir durch schwere Zeiten geholfen. Sie geben mir den Anstoß, mich selbst zu bessern. Durch Ihre Hilfe kam ich Schritt für Schritt weiter voran, auch wenn es kleine, langsame Schritte waren. Ich hoffe Sie werden mich auch weiterhin auf meinem Weg unterstützen.

Die Frau, die mein Herz brach: Wir kannten uns nicht sehr lange, aber jeder Tag mit Dir fühlte sich sonniger an als die anderen Tage. Du warst die Person, wegen der ich aus meiner Schale kam, damit ich mich mit Dir und mit den anderen Personen unterhalten konnte. An diesen Tagen verschwand auch meine Einsamkeit. Ich wollte Dich ausführen, aber Du gabst mir weder eine Zusage noch eine Absage, weil Du meintest, Du wärst noch nicht bereit dafür, es wäre nicht fair mir gegenüber. Das war für eine gewisse Zeit akzeptabel für mich, solange ich nur an Deiner Seite gehen konnte. Doch eines Tages kamst Du gar nicht mehr. Eines Tages, nicht allzu lang danach, zerbrachst Du mir mein Herz. Auch ich habe Dich mit meinen Worten verletzt. Aber eines kann ich ehrlich sagen, egal durch welche Strapazen ich wegen Dir auch durchgehen musste, das verdrängt nicht die guten Zeiten die ich mit Dir verbringen durfte. Ich bin froh, Dich kennengelernt zu haben und das würde ich niemals ändern wollen. Denn am Ende bist Du ein toller Mensch und jeder sollte sich glücklich schätzen, Dich zu kennen.