Gemeinsam stärker

Pexels Juan Mendez

Unter dem Motto „Wien, wie sie will“ wurde 2022 eine große Frauenbefragung in der Bundeshauptstadt durchgeführt. Rund 15.500 Teilnehmerinnen haben dabei mitgemacht. Die Umfrage hat gezeigt, dass die Wienerinnen in vielen Bereichen grundsätzlich zufrieden sind. Ein großes Thema seien aber nach wie vor die Mehrfachbelastungen. In den vergangenen zwei Jahren hat die Stadt Wien deshalb zahlreiche konkrete Maßnahmen gesetzt, um den Wienerinnen mehr Zeit, mehr Raum und mehr Chancen zu bieten.

68 Prozent der Teilnehmerinnen der Frauenbefragung „Wien, wie sie will.” sind mit den vorhandenen Plätzen und anderen öffentlichen Freiräumen in ihrer Wohnumgebung zufrieden. Schutzräume für von Gewalt betroffene Frauen sind den Wienerinnen ein großes Anliegen – also „mehr Raum“. „Frauenhäuser finde ich super, da Femizide immer häufiger sind – da kann sich Frau rechtzeitig Hilfe holen und Schutz suchen. Da sollte mehr Geld in die Hand genommen werden“, so eine Teilnehmerin der Frauenbefragung.

Ende Dezember 2022 wurde in Wien das 5. Wiener Frauenhaus eröffnet. Damit gibt es in Wien insgesamt 228 Plätze für Frauen und Kinder, die von Gewalt betroffen sind. Ein bestehendes Frauenhaus wurde außerdem in ein Frauenhaus für Mädchen und junge Frauen umgebaut. Dieses Angebot der Wiener Frauenhäuser richtet sich seit Anfang 2023 an junge Frauen im Alter von 16 bis 25 Jahren. Sie haben andere Bedürfnisse und finden hier Zuflucht und Unterstützung auf dem Weg in die Selbstständigkeit.

Die Frauenbefragung hat ergeben, dass Gewaltschutz ein wichtiges Thema für die Wienerinnen ist. Das zeigt, wie wichtig auch die Informationsoffensive gegen Cybergewalt ist, die die Stadt Wien anlässlich der 16 Tage gegen Gewalt 2023 unter dem Motto: „Was ist deine Red Flag bei Cybergewalt?“ durchgeführt hat. Mehr Raum für Mädchen und junge Frauen gibt es in der „Mädchen*zone” am Hebbelplatz in Favoriten. Sie ist ein niederschwelliger Ort ohne Konsumzwang, an dem sich Mädchen in ihrer Freizeit in einem geschützten Rahmen treffen und austauschen können.

Unzufriedenheit besteht bei den Wienerinnen mit der verfügbaren Zeit: Sie wünschen sich mehr Zeit für Sozialkontakte, Freizeitaktivitäten oder Zeit für sich selbst. Besonders Mütter fühlen sich belastet. Viele Frauen sind einer Mehrfachbelastung ausgesetzt. „Freizeit geht nur, wenn man als Frau genug verdient um sich diese nehmen zu können. Gerade mit Kindern ist das oft nicht der Fall und es muss so viel gearbeitet werden, sodass es keine Freizeit gibt“, lautete ein Beitrag einer Teilnehmerin der Frauenbefragung.

Mehr Zeit für Frauengesundheit: Am Reumannplatz in Favoriten hat mit dem medizinischen Frauengesundheitszentrum „FEM Med“ 2023 eine Drehscheibe für weibliche Gesundheit und Gender Medizin eröffnet. Das Projekt „Rote Box“ wurde auf ganz Wien ausgeweitet: Mit der „Roten Box” unterstützen die Stadt Wien und BIPA sozioökonomisch benachteiligte Frauen und Mädchen, die von Periodenarmut betroffen sind, mit kostenlosen Periodenprodukten.

Mehr Zeit für ein gutes Miteinander an der Schule: Das Projekt „Respekt: Gemeinsam stärker” startete in die nächste Runde und begleitet zehn Wiener Mittelschulen auf dem Weg zur „Respekt”-Schule. Ziel des Projekts ist es, Abwertungen aufgrund von Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung, Religion oder Weltanschauung mit Kompetenz zu begegnen. Gewaltprävention, Konfliktmanagement und Empathie-Fähigkeit sollen gelernt und gelebt werden. Bei betrieblichen Weiterbildungsmöglichkeiten und bei Aufstiegsmöglichkeiten wünschen sich die Teilnehmerinnen der Wiener Frauenbefragung „Wien, wie sie will.” mehr Chancen. „Ich denke Wien ist im Vergleich zu den Bundesländern sehr gut aufgestellt, trotzdem könnte es mehr Initiativen geben, um Interesse an Naturwissenschaften bei Mädchen zu wecken“, so eine Frauenbefragungs-Teilnehmerin.

Die Stadt Wien will so früh wie möglich damit beginnen, Mädchen für technische Bereiche zu begeistern – z.B. mit dem Töchtertag. Seit 2022 gibt es auch den Töchtertag Kids für Volksschülerinnen, um die Jüngsten an Bord zu holen. Zusätzlich bietet das Projekt „Mädchen feiern Technik” der Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle (MA 39) Mädchen Einblick in technische Berufe – vom Brandschutz bis zur Wasserqualitätsprüfung. Ziel ist auch die Erhöhung des Frauenanteils in technischen Berufen – etwa über waff-Stipendien. Der Fokus liegt auf berufsbegleitenden FH-Studiengängen zu Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Technik in Wien, in denen der Frauenanteil unter 50 Prozent liegt. Basierend auf den Ergebnissen der Wiener Frauenbefragung werden im Laufe der nächsten Monate und Jahre weitere konkrete Projekte folgen. Weitere Informationen