Aufatmen

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Wir leben in unruhigen Zeiten. Einfach abschalten wird da immer schwerer. Marcel* erzählt, wie es trotzdem gelingen kann: „Entspannung bedeutet für mich, sich aus dem Alltag zurückzuziehen und in die eigene Welt einzutreten. Es ermöglicht mir, sie so zu gestalten, wie ich will und das zu tun was mir Spaß macht und dabei meiner Seele was Gutes zu tun.

Im Sommer entspanne ich mich am besten an einem kühlen Ort, zum Beispiel im Gastgarten der Bar, die direkt neben der Schweglerbrücke in Wien liegt, dort wo auch die Züge vorbeifahren, vorzugsweise am Freitag mit einem kühlen Getränk und guten Gesprächen. In dieser Phase denke ich meistens über ganz andere Sachen nach, als am Nachmittag unter der Woche. Meine Gedanken drehen sich dann häufig um nostalgische Momente aus meiner Kindheit, aber auch schwierige Ereignisse, die ich bereits überwunden habe.

Dann hole ich oft mein Smartphone aus der Hosentasche und schau in meinem Verlauf auf Instagram nach, was ich früher alles gepostet hatte. Dabei kommen viele Erinnerungen von damals hoch, es gab schöne Momente, die aber auch mit unangenehmen Momenten verbunden waren. Während ich draußen an der Bar sitze, kommen ganz eigene Gedanken auf, es fühlt sich fast so an, als ob es mich in die Vergangenheit zieht und ich dabei die schönen Momente genieße, sie nochmals erleben kann. Ich schaue mir öfters die Leute beim Vorbeigehen an und genieße den Sonnenuntergang, ebenso lausche ich den vorbeifahrenden Zügen nach, die mich an Zeitreisen erinnern und daran, wie schnell die Zeit dabei vergeht.

Am späten Abend bevor die Sonne untergegangen ist, bezahle ich an der Bar und gehe nach Hause. Auf meinem Heimweg, der ungefähr 20 Minuten dauert, gehe ich rauf zur Schweglerstraße und dann runter Richtung Westbahnhof. Dabei spaziere ich durch verschiedenste Gassen, die noch von den letzten Sonnenstrahlen beleuchtet werden und so eine nostalgische Atmosphäre für mich schaffen, daneben schon mit den leuchtenden Straßenlaternen. Am Heimweg denke ich entspannt nach, was ich am Wochenende noch so alles machen werde und auch was ich die Woche über gemacht habe. Dabei genieße ich meine Playlist mit schönen Sommerhits aber auch Oldies aus den 80er Jahren. Unten am Westbahnhof angekommen, gehe ich die letzten Minuten nach Hause bis ich schließlich mit einem kühlen Red Bull vorm PC sitze und die restlichen zwei Stunden vorm Schlafengehen genieße“.

Marcel (Name geändert) ist Teilnehmer von Eranos, einem Projekt zur beruflichen Rehabilitation von Menschen mit psychischen Erkrankungen.