Kochen mit sozialem Mehrwert

Zdravko Franjić u. Markus Gerauer © Ute Fuith

Magdas Social Business der Caritas der Erzdiözese Wien eröffnete am 28. Februar 2019 seine neue Küche in Wien Liesing. Der Neubau von magdas Küche im 23. Wiener Gemeindebezirk ist nicht nur ökologisch nachhaltig, sondern integriert auch Reuse Bauteile aus alten Gebäuden. Magdas Küche wird – wie magdas Hotel oder magdas Recycling – als Social Business geführt. Das Küchenteam mit 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht zu einem Drittel aus Menschen, die es aus unterschiedlichen Gründen schwer hatten einen Job zu finden. Einer von ihnen ist Zdravko Franjić. Der gehörlose Mann arbeitet seit fünf Jahren für magdas und ist hochzufrieden: „Die Zusammenarbeit klappt wunderbar. Die Hälfte der Kommunikation ist schriftlich. Ich kann außerdem Lippenlesen“, sagt der Schwarzspüler. Außer für große Töpfe und Pfannen ist Franjić auch für Reinigung und Desinfektion der Großküche zuständig.

„Von den 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in magdas Küche sind ein Drittel ehemals langzeitarbeitslose Menschen, Menschen mit Fluchthintergrund sowie Menschen mit Behinderung. Gemeinsam kochen sie wöchentlich rund 12 000 Portionen für Seniorenhäuser, Kindergärten und Schulen in höchster Qualität. Während bislang hauptsächlich Caritas Einrichtungen bekocht wurden, richten sich die verschiedenen Angebote jetzt an Interessierte aus ganz Wien und Umgebung. Neben der Gemeinschaftsverpflegung gibt es nun auch verschiedene Event-Catering-Angebote“, sagt Markus Gerauer, Leiter von magdas Essen. Den Großteil der Zutaten für magdas Küche liefern österreichische Bauern und Produzenten: „Damit stärken wir heimische Unternehmen, sichern Arbeitsplätze und verhindern, dass Lebensmittel unnötig lang in der Gegend herumfahren. Faire Arbeitsbedingungen für die Menschen, die diese Lebensmittel produzieren, sind uns wichtig. Auch das ist Teil einer Küche mit sozialem Mehrwert“, so Markus Gerauer.

Kochen über den Tellerrand hinaus

Neben dem sozialen Gedanken, wurde der Anspruch einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen, auch beim Bau der neuen Küche konsequent weiter gedacht. „magdas Küche sollte nicht nur sozial, sondern auch ökologisch nachhaltig sein. Nachhaltiges Bauen ist zwar nicht billiger als herkömmliches Bauen, aber auch nicht teurer und schont dabei langfristig Ressourcen“, erklärt Michael Kleinbichler, magdas Geschäftsführer. Um das zu erreichen wurden bereits in der Planungsphase Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen involviert: Vom integralen Planungsbüro „ATP architekten ingenieure” (Wien), über die Experten für nachhaltiges Bauen „ATP sustain“, bis hin zu den Reuse- und Recycling Initiativen „HarvestMAP eG“ & „materialnomaden“.

Das Gebäude vereint neueste Umwelttechnik mit Bauteilen, die Geschichten erzählen: In der Innenraumgestaltung finden Bauelemente aus Abbruchprojekten eine neue Verwendung. Sie konnten in enger Zusammenarbeit mit „materialnomaden“ rückgeführt und aufgewertet werden. So wurde etwa der Parkettboden aus einem ehemaligen Seniorenhaus der Caritas wiederverwendet. Die auffällig gestaltete Paneelenwand in der Kantine diente vormals als Deckenverkleidung ein OMV-Bürogebäude. Die Holzverkleidung und der Boden der Terrasse wurden aus Brettern eines alten, steirischen Stadels gefertigt. Die Terrassenmöbel und Hochbeete waren in ihrem Vorleben die Handläufe eines aufgelassenen Industriegebäudes.

Für den Bau wurde magdas Küche mit Gold (961 von 1000 möglichen Punkten) der Nachhaltigkeitszertifizierung ÖGNB bewertet und ist somit das mit den meisten Punkten nach Fertigstellung ausgezeichnete ÖGNB-Gewerbeprojekt und jenes mit der höchsten Punkteanzahl außerhalb der Seestadt Aspern.