Rechtzeitig helfen

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Der Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter ist für alle Menschen eine besonders herausfordernde Lebensphase. Die Veränderungen, denen Jugendliche in dieser Zeit unterworfen sind, können psychische Schwierigkeiten auslösen – psychische Schwierigkeiten, die auch das spätere Erwachsenenleben maßgeblich beeinträchtigen können. In einem neu entwickelten Spezialseminar „Erste Hilfe für die Seele – Jugend“ für Eltern, Lehrkräfte, Schulsozialarbeitende, Jugendgruppenleiter:innen, Lehrlingsausbildende und andere Erwachsene, die in ihrer Tätigkeit mit Jugendlichen Kontakt haben, werden jene Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt, die erforderlich sind, um psychische Beeinträchtigungen bei Jugendlichen früh erkennen und ansprechen zu können und um junge Menschen dabei zu unterstützen, sich Hilfe zu holen.

Romina Holzmann-Schoepf, pro mente Austria © Michaela Pucher

Romina Holzmann-Schoepf, pro mente Austria © Michaela Pucher

Viele psychische Beeinträchtigungen verschlimmern sich, wenn sie nicht rasch behandelt werden, und können sich zu chronischen Erkrankungen entwickeln, die das Lernen in der Schule sowie die persönliche, soziale und berufliche Entwicklung erschweren können. „Auch gesamtgesellschaftlich ist es von großer Bedeutung, dafür zu sorgen, dass Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Angebote der Gesundheitsförderung, Prävention und Früherkennung sowie eine adäquate Versorgung zur Verfügung stehen. Wenn den jungen Menschen ihr Start ins Leben gelingt, profitiert ebenfalls die gesamte Gesellschaft davon. Hier setzt Erste Hilfe für die Seele Jugendlicher, ein Seminar für Erwachsene, denen Jugendliche anvertraut sind, an“, sagt pro mente Austria Projektverantwortliche Romina Holzmann-Schöpf.

In der Lage sein, helfen zu können

Im Seminar wird praxisnah in 14 Stunden Basiswissen über die häufigsten psychischen Krankheiten und Krisen Jugendlicher vermittelt. Die künftigen Ersthelfer:innen erfahren, woran sich Störungsbilder wie Depression, Ängste, Essstörungen, Psychosen, Substanzabhängigkeit und Verhaltenssüchte erkennen lassen und können über Behandlungsmöglichkeiten informieren. Vermittelt wird sowohl Basiswissen über psychische Erkrankungen als auch konkrete Handlungsempfehlungen, um die Teilnehmer:innen in die Lage zu versetzen, Alarmsignale frühzeitig wahrzunehmen, Worte zu finden, um diese anzusprechen, und Jugendliche somit unterstützen zu können, ihren Weg aus der seelischen Krise zu finden. Dank einer Förderung des Sozialministeriums kann eine Teilnahme an dem Seminar für Mitarbeiter:innen von Behörden und NGOs zurzeit zu einem stark reduzierten Preis angeboten werden.

Die Seminarteilnehmer:innen lernen, Probleme rechtzeitig zu erkennen, wertfrei anzusprechen sowie Betroffene zu ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Weil dabei oft die richtigen Worte fehlen, legt das Seminar großen Wert auf feinfühlige Kommunikation und liefert eine Fülle von konkreten, hilfreichen Formulierungen. Damit verfügen die ausgebildeten Ersthelfer:innen über ein Instrumentarium, um schwierige Themen in geeigneter Weise anzusprechen. Das Erste-Hilfe-Programm für die psychische Gesundheit Jugendlicher wurde ursprünglich in Australien konzipiert und ist mittlerweile in vielen Ländern lizenziert. Das Handbuch dazu wurde auf die österreichischen Verhältnisse angepasst.

pro mente Austria, der Dachverband für Vereine und Gesellschaften für psychische und soziale Gesundheit, bietet seit dem Frühjahr 2021 Erste-Hilfe-Seminare für psychische Notfälle an. Im Unterschied zu herkömmlichen Erste-Hilfe-Kursen für körperliche Notfälle werden die Teilnehmer:innen darin geschult, Mitmenschen, die sich in einer seelischen Notsituation befinden, als „Ersthelfer:innen“ professionell beizustehen.