Seelische Gesundheit verstehen

Bild von Olya Adamovich auf Pixabay

Künstliche Intelligenz eröffnet auch im medizinischen Bereich ständig neue Möglichkeiten. Mittels Video- oder Tonaufnahmen lässt sich mittlerweile sogar Husten aufgrund einer Coronaerkrankung identifizieren. Auch im Bereich der seelischen Gesundheit spielt künstliche Intelligenz/KI eine immer größere Rolle. Doch wie lassen sich Risikofaktoren für psychische Belastungen wie Stress oder Einsamkeit digital erkennen? Inwieweit können Informationen aus den sozialen Netzwerken hier mit einbezogen und dabei die Datenschutzbestimmungen eingehalten werden?

Diese und andere Fragen beantwortet Professor Erwin Böttinger, Leiter des Fachgebiets „Digital Health – Personalized Medicine“ und Direktor des Digital Health Center am Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) zusammen mit Hanna Drimalla, Postdoctoral Researcher am gleichen Fachgebiet, in der neuen Podcast-Folge Neuland zum Thema „Mit Künstlicher Intelligenz seelische Gesundheit verstehen“. Mit Moderator Leon Stebe sprechen sie darüber, wie sie mit ihrer Forschung die Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit analysieren, welche Rolle Künstliche Intelligenz bzw. maschinelles Lernen dabei spielt und wie Videoanalysen das Erkennen von psychischen Belastungen unterstützen können.

Bild von Olya Lolé auf Pixabay

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Bei der KI-basierten Auswertung von Social-Media- sowie Videodaten zur Untersuchung psychischer Risikofaktoren betreten die Wissenschaftler*innen noch weitgehend unbekanntes Gebiet. „Wir bewegen uns in einem Bereich, über den es bisher keine Daten gibt“, so Böttinger, „aber ich sehe dort enormes Potenzial, auch mit digitalen Ansätzen.“ Ziel der Forschung am Digital Health-Lehrstuhl sei es, Analysemöglichkeiten zu entdecken, die über den Anamnesebogen hinausgingen. „In der Mental Health gibt es keine Laborwerte, keinen Cholesterinspiegel.“ Bis heute basiere eine Diagnose vor allem auf Beobachtung und Zuhören der Therapeut*innen sowie aufwendig erhobenen Daten aus Forschungslaboren. Social-Media-Daten hätten demgegenüber den Vorteil, dass diese sowieso vom Patienten hinterlassen werden. Auf Socialonlinedata www.socialonlinedata.com können Studienteilnehmer ihre Social-Media-Daten anonymisiert spenden. Außerdem haben die Wissenschaftler einen digitalen Belastungstest entwickelt, der hier www.resilience-test.com abrufbar ist und mit dem Menschen zu Hause statt im Labor ausprobieren können, wie stress-resistent sie sind. „Unser Ziel ist es, auf Grundlage dieser Daten, besser zu verstehen, warum und wie Menschen psychische Erkrankungen entwickeln“, so Drimalla. Das könne dazu beitragen, das Gesundheitsverhalten und -management von Patient und Arzt zu verbessern. Der Podcast ist hier zu hören.