Wenn ich bewohnbar wäre

Pexels Koolshooters

Der Körper gilt als Haus der Seele. Wie sehr aber entspricht das Innere dem Äußeren und umgekehrt? Darüber haben die Teilnehmer:innen des jüngsten Schreibworkshops des Access Guide Magazins nachgedacht.

Felix*: „Ich steh da. Der Verputz bröckelt etwas, eine Mauer ist eingestürzt. Auf den ersten Blick wirke ich verfallen und leer, tatsächlich bin ich voller Leben. Manche meiner Räume sind gut instandgehalten und Menschen wohnen ganz gerne darin. Dort ist es heimelig, es herrscht ein buntes Treiben, ein Kommen und Gehen. Andere Räume sind jedoch sehr düster, unbewohnt, verwahrlost. Im Dachboden sitzt eine Person, einsam und allein, der Raum ist ohne jeden Schmuck oder Einrichtung. Im Erdgeschoß gehen Handwerker ein und aus. Sie sind emsig dabei, die heruntergekommenen und zerstörten Räumlichkeiten wieder in Schuss zu bringen. Langsam nehmen die Reparaturen Gestalt an“.

David Maria Cordoba*: „Eine mächtige Festung bin ich nicht gerade, eher eine Holzhütte im Wald, obwohl das Fundament aus Stein gefertigt ist. Interessant an dem Haus ist nicht die Anordnung der Räume oder die Einrichtung. Vielmehr geht es um den Keller und den Dachboden. Dort ist Leben, Chaos und Ordnung zugleich. Es ist ein Ort, an dem andere gerne ihre vergessenen Gegenstände deponieren. Es ist bunt, laut, still und ruhig. Viel Krimskrams steht herum und trotzdem mutet es minimalistisch an. So voller Widerspruch und doch so eindeutig klar und logisch. Manchmal dringt Regen ein, der Wind weht hindurch und die Sonnenstrahlen lassen die Einrichtung verblassen. Ein anderes Mal ist es warm, wohlig und weich. Es gibt ein paar Räume, die verschlossen sind, obwohl man durch die Mauern sehen kann. Andere hingegen sind nicht versperrt, aber sie sind dunkel, unzugänglich und verworren. Schiefe Wände, bunte Farben, viele Pflanzen leben hier im Dialog mit rechten Winkeln, Grautönen und Staub. Es ist ein schönes Haus, doch das zu erkennen oder zu sagen ist nicht immer leicht“.

Gregor*: „Willkommen in meiner Gegend. Die Vögel trällern. Reifen quietschen. ,Oida, welcher Wappler hat dir dein Führerschein verkauft?` Das ist, wie sich die Verkehrsteilnehmer bei mir unterhalten. Gut, dass ich eine Wohnung bin.

Ich heiße Schimmli und der 10. ist, wo ich am Leben bin. Jede Ecke, Heimat großer Spinnen! Vorhänge bieten Sichtschutz vor der Außenwelt und der Geruch nicht mal Walter White gefällt.

Rauchgestank, egal wohin man geht. Und sogar Crack Nu*** haben schon Schöneres erlebt. Säureätzend ist die Stimmung. Interkontinentales nukleares Waffenarsenal wird hier bereitgestellt. Zum Geruch passt auch ganz gut Lungenkrebs und sein Gefolge – ist nicht das, was ich durch das Rauchen wollte?

All das gehört auch zu mir Schimmli, so gut wie ein verwestes Tier. Der Mietpreis ist ganz unten, ich bin wenig wert und tief in Arbeitslosigkeit versunken.

Ab und zu kommt doch ein Wind, der mit sich nen süßen Bubatz bringt. Feuer hier Notwendigkeit, ich will brennen, doch zuerst brennt JayJay in Vergesslichkeit.

Und so manch einer genießt es sehr, wenn ein Lungenbrötchen nach Tageslust in Vergenusswurzelung seine Heimat finden mag“.

* Namen geändert