Ringen um Anerkennung

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In öffentlichen Debatten werden Einkommensschwächere nicht nur unsichtbar gemacht, sondern für ihre verschlechterte ökonomische Lage auch noch beschimpft und abgewertet. Das ist Thema des Buchs „Achtung. Abwertung hat System“, das vor kurzem erschienen ist. „Wir zeigen, wie wichtig ein soziales Netz für uns alle ist, aber auch was es heißt, wenn es eingerissen und kaputtgemacht wird“, so die Herausgeber des Buches. Sozialkürzungen funktionieren nicht. Zumindest nicht so, wie behauptet, dass alle motivierter, lebendiger und schneller werden. Die Auswirkungen seien schlimm und das genaue Gegenteil, wie Ruth Patrick von der Universität Liverpool im Buch berichtet: mehr Kinderarmut, viele können sich das Heizen nicht mehr leisten, Familien mit geringem Einkommen sind mit einer massiven Verschlechterung ihrer Gesundheit konfrontiert. Und dann kommt noch etwas dazu: Die davon Betroffenen würden abgewertet, vorgeführt und beschimpft. Diese Abwertungen hätten System. Das schlechte Reden über Menschen, die wenig haben, werde gezielt eingesetzt.

Wert und Würde

Armut ist nicht nur ein Mangel an Einkommen. Armut ist auch verbunden mit einem Verlust an sozialem Status. In öffentlichen Debatten werden die jeweiligen Verlierer und Verliererinnen für ihre verschlechterte ökonomische Lage oft selbst verantwortlich gemacht, beschimpft und abgewertet. Die Beiträge dieses Buches zeigen auf, wie Armut in aktuellen sozialpolitischen Debatten verhandelt wird. Sie machen die Abwertungsspirale und Begleitfolgen wie soziale Disqualifizierung und Ohnmachtserfahrungen ebenso zum Thema wie das Ringen um Anerkennung, Wertschätzung und Würde.

Die Thematik wird in theoretischen Beiträgen und sozialwissenschaftlichen Analysen behandelt. Zentral sind die unmittelbaren Realitäten von Menschen mit Armuts- und Ausgrenzungserfahrungen, aber auch mögliche Handlungsstrategien werden erläutert. Hinter all dem steht eine Frage, die uns auch in Zukunft beschäftigen wird: Wie muss Anerkennung verstanden werden, um sozialen Diskriminierungen entgegenzuwirken und gleichzeitig Kämpfe für sozioökonomischen Ausgleich zu stärken?. Das Buch enthält Beiträge von Brigitte Aulenbacher, Verena Fabris, Sina Farahmandnia, Nancy Fraser, Eva Grigori, Susanne Haslinger, Lisz Hirn, Axel Honneth, Elisabeth Kapferer, Lena Kauer, Alban Knecht, Norbert Krammer, Margit Kubala, Michaela Moser, Lisa Oberbichler, Ruth Patrick, Maria Pernegger, Judith Pühringer, Angelina Reif, Romy Reimer, Lukas Richter, Robert Rybaczek-Schwarz, Christine Sallinger, Margit Schaupp, Martin Schenk, Ernst Schmiederer, Martin Schürz, Stefanie Stadlober, Titus Stahl, Hoa Mai Tran, Manuela Wade, Georg Wiesinger, Marion Wisinger, Michael Wrentschur, Ilse Zapletal. Das Buch gibt es hier.